F1 Verwundete Seelen: Ceija Stojka
„Als wir herauskamen, waren wir krank, total! Das Herz war verwundet, unser Kopf, unsere Seele waren krank... Diese Menschen hätten alle behandelt werden müssen. Sie hätten fünf, sechs Jahre keine Kinder haben sollen, diese wenigen Menschen, die herausgekommen sind, die es (noch) gegeben hat, solange, bis sie wieder genug Kraft haben, gesund sind, (wieder) lachen (können), es ihnen besser geht und sie sehen, die Welt ist nicht schlecht... Die Angst, immer die Angst, mit dieser sind die Kinder aufgewachsen. Und deshalb schauen sie heute noch und drehen sich um, wenn sie auf der Straße gehen, verstehst du, sie drehen sich um. Nur ein Mensch, der sich fürchtet, dreht sich um! Wenn ein Mensch krank aus dem Lager kommt und sein Kopf schmerzt und seine Seele weh tut wegen des Vaters, wegen der Schwester, wegen des Bruders, die dort geblieben sind, kann dieser nur ein in der Seele verwundetes Kind zur Welt bringen. Es kommt auf die Welt, du siehst, wie lieb es ist, wie schön es ist, du ziehst es groß, liebst es, küsst es, umsorgst es. Es wächst auf, aber diese Angst, die in dir war, überträgst du auf es, mit der Muttermilch.“